Die chinesische Frühgeschichte ist geprägt von einer palastkultur, für die der Mittlere Orient zur gleichen Zeit ähnliche Beispiele liefert. Der König, der an der Spitze einer Adelsklasse steht, deren ausschließliche Betätigung Opferdienst und Kriegführen sind, führt das Heer an und leitet die Opferzeremonien. Der Königspalast übt gleichzeitig politische, religiöse, militärische und wirtschaftliche Funktionen aus.
Zu Beginn der Zhou- Zeit tritt an die Stelle dieses archaischen Königtums ein System von verbündeten und rivalisierenden Adelsstaaten. Am Ende dieser Periode zerfällt dieses System allmählich und es entstehen Großreiche, die miteinander in Konflikt geraten.
Die Existenz Xia- Dynastie ist nicht bewiesen. Die Annahme, da?eine solche Dynastie bestanden hat, gründet sich hauptsächlich auf die Entwicklung der Bronzezeit, die in den beiden aus der Archäologie bekannten Kulturen, der Yangshao- (Henan) und der Longshan- (Shandong) Kultur, erstaunliche Parallelen aufweist. Allgemein mu?man die Xia- Dynastie wohl als Neolithikum ansehen.
Die Überreste der letzten Hauptstadt
der Shang- Yin (im NO von Henan) lassen auf eine hochentwickelte Kultur schließen, die
über eine ganze Reihe von ausgearbeiteten Techniken und von Kenntnissen verfügte, deren
Vorstufen kaum bekannt sind.
Aus der Shang- Zeit stammen die ersten Zeugnisse der chinesischen Schrift. Bei archäologischen
Ausgrabungen hat man Überreste von Wagen, Bronzen, Opfergefäße und Dekorationsstücken
gefunden. Es ist nicht anzunehmen, da?sich alle diese Dinge spontan entwickelten, aber
die Ursprünge oder frühere Entwicklungsstufen sind nicht nachzuweisen.
Besonders auffällig bei der Shang- Zeit sind die Opferbräuche, bei denen
offenbar Schildkrötenpanzer mit Schriftzeichen beschrieben und dann ins Feuer gelegt
wurden, um aus den entstehenden Rissen in den Panzern Antworten auf die Fragen nach Jagd-
oder Kriegsglück zu lesen. Von diesen Panzern sind heute noch eine große Menge
überliefert, auch wenn man sie in der traditionellen chinesischen Medizin als Heilmittel
("Drachenknochen") ansah und zu Pulver zerstampft einnahm.
Die Shang Yin- Dynastie wurde ca. 1045 v.u.Z. von dem Staat Zhou aus
der Wei-Region (Shânxi) überworfen. Offenbar war bei den Zhou die Pferdezucht
weiter entwickelt und die kriegerischen Fertigkeiten stärker ausgebildet. In der
konfuzianisch geprägten chinesischen Gesellschaft genießt der Staat Zhou einen
ausgesprochen guten Ruf.
Um seine beiden Könige Wen
(gleichbedeutend mit "Literatur") und Wu
(gleichbedeutend mit "Kampf") ranken sich viele Legenden. Die
Hauptstadt der Zhou befand sich zunächst in der Umgebung des heutigen Xi'an,
aber um das Jahr 750 mußten sie, getrieben von den umgebenden Barbarenvölkern, in der
Nähe des heutigen Luoyang (Henan) fliehen.
In der neuen, östlichen Hauptstadt Chengzhou (bei Luoyang) blieb der Königshof der Zhou bis zur Einigung des Reiches durch die Qin im Jahre 221 v.u.Z.
Die Bezeichung chunqiu
(Frühling und Herbst) stammt von dem Titel der Annalen des Staates Lu, Wirkungsort des
Konfuzius. Diese Annalen beziehen sich auf die Jahre 722-481 v.u.Z.
Eine weitere Bezeichnung für die gleiche Periode. Zhanguo bedeutet wörtlich
"kämpfende Reiche", was den faktischen Gegebenheiten dieser Zeit entspricht.
Als Sieger ging aus diesen Kämpfen Qin Shihuang hervor, dessen List und Kriegskunst sich
als überlegen erwies. Eines der heute noch meistgelesenen chinesischen Bücher beschreibt
in Romanform die kriegerischen Wirren dieser Zeit: Das Zhanguo ce. Es wurde von
Franz Hübotter unter dem Titel Aus den Plänen der kämpfenden Reiche,
erschienen Berlin 1912 in Auszügen übersetzt.