Dr. Norman Bethune alias Bai Jiu'en (Pai Chiu-en)Humanist statt HeldFragen Sie einen Kanadier nach Dr. Norman Bethune, Sie ernten in der Regel nur Kopfschütteln.
Fragen Sie einen Chinesen nach Bai Jiu'en (Pai Chiu-en), so hören Sie einen Lebenslauf.
Dies ist Mao zu verdanken, der Bethune seinerzeit als großen Kämpfer und Vorbild
würdigte. Henry Norman Bethune wurde am 03. März 1890 in Gravenhurst, einem kleinen Ort im
Norden der kanadischen Provinz Ontario als Sohn eines prebyterianischen Pfarrers geboren. Von 1909 bis 1916 studierte Bethune Medizin an der Universität von Toronto, unterbrochen vom 1. Weltkrieg, wo er als Sanitäter in einem Feldlazarett in Frankreich eingesetzt und in der Nähe von Ypres schwer verwundet wurde. Nach der Dissertation im Dezember 1916 arbeitete Bethune in einer Privatpraxis, auf einem Flugzeugträger und an Kliniken in England und Kanada. In England blieb er einige Jahre und heiratete dort, inzwischen 33jährig, die 12 Jahre
jüngere Frances Campbell Penny, Ableger einer vermögenden Edinburgher Familie. Eines Tages fand Bethune in der Bibliothek des Sanatoriums ein neues Buch "Die Chirurgie der Lungentuberkulose" von Dr. J. Alexander. Die Erkenntnis, da? evtl. eine Operation sein Leben retten könnte, richtete Bethune auf. Nach dem Studium aller erreichbaren Literatur überzeugte er die Ärzte des Sanatoriums. Am 27. Oktober 1927 führte Dr. Warren bei Bethune eine operative Stillegung der betroffenen Lungenhälfte und eine Quetschung des Zwerchfellnerves durch (artifizieller Pneumothorax + Quetschung des N. phrenicus), eine Methode, die zu diesem Zeitpunkt revolutionär, heute im Zeitalter der Tuberkulostatika natürlich überholt ist. Das Wunder geschah und Bethune begann sein zweites Leben. Er entschlo?sich, dieses der Lungenchirurgie zu widmen. Zwischen 1927 und 1935 wurde
Dr. Bethune einer der bekanntesten und erfolgreichsten Lungenchirurgen
Nordamerikas. Von 1933 an war er Chefarzt der Lungenabteilung des Sacre Coeur Hospitals bei Montreal
sowie Gastdozent und operateur in vielen renommierten Kliniken Nordamerikas. Zurückgekehrt nach Kanada wurde er 1935 Mitglied der KP. Zwei Jahre später auf einer
Kundgebung als "Knecht Moskaus" verteufelt, antwortete er: "Ich bin sicher,
man würde auch Christus einen Knecht Moskaus nennen, sollte er je wieder auf Erden
erscheinen, um den Menschen Nächstenliebe zu predigen." Inzwischen hatte sich die Lage in China verschärft. Die japanischen Aggressoren
rückten Schritt für Schritt nach Süden vor und die Guomindang-Truppen unter Chiang
Kaichek (Jiang Jieshi) zogen sich an allen Fronten zurück. In einem aus China nach Kanada gelangten Artikel, der in "The Clarion" erschien, schrieb Bethune: "Eine Million Menschen kommen von Japan, um eine Million chinesischer Menschen zu töten. Hat der Japaner einen Nutzen vom Tod des Chinesen? Wie ist es möglich, da?ein paar reiche Menschen eine Million arme Menschen davon überzeugt haben, da?sie eine andere Million von Menschen töten, die genau so arm wie sie selber sind, damit die Reichen noch reicher werden? Sie finden es billiger, zu stehlen als zu handeln, leichter, zu töten als zu kaufen. Das ist das Sekret dieses Krieges. Es ist das Sekret aller Kriege. Profit... blutiges Geld." Am 28. Oktober 1939 glitt Bethune bei einer Operation mit dem Skalpell ab und schnitt sich in den dritten Finger der linken Hand. Es entwickelte sich eine Infektion, eine Sepsis, an deren Folgen Dr. Bethune im Alter von 59 Jahren am 12. November 1939 verstarb. Antibiotika hätten ihn retten können, aber die gab es in China nicht. In einem seiner letzten Briefe schrieb Bethune: "Die letzten beiden Jahre waren die bedeutendsten und schönsten meines Lebens. Ich war manchmal einsam, aber an der Seite meiner prächtigen Kameraden habe ich das höchste Glück gefunden..." Weitergehende Informationen finden Sie in dem Buch "Arzt auf drei Kontinenten" von Ted Allan und Sydney Gordon, welches in beiden deutschen Staaten erschien. 1990 wurde Bethunes Leben in einer Koproduktion Kanada/Frankreich/China verfilmt (Bethune: The Making of a Hero; in deutscher Synchronisation: Bethune: Ein Arzt wird zum Helden 1997 z.B. im ZDF) mit Donald Sutherland als Dr. Bethune. Einige realistischere Bücher als das oben genannte erschienen in Kanada und sind teilweise im Museum in Gravenhurst erhältlich (in Englisch). Wenn Sie während einer Kanadareise durch Montreal kommen, so finden Sie dort in der Innenstadt eine Statue von Dr. Bethune. Dies ist keine Geste der kanadischen Regierung, den bekanntesten Kanadier zu ehren, sondern ein Geschenk der VR China an Kanada. Verschlägt es Sie einmal nach China, so finden Sie eine Gedenkstätte und das International Bethune Peace Hospital in Shijiazhuang, der Hauptstadt der Provinz Hebei, nur wenige Stunden Zugfahrt von Peking (Beijing) entfernt. Wollen Sie gar Bethunes Wirkungsstätten, das Haus, in dem er starb, den Friedhof der
Märtyrer, auf dem er neben dem indischen Arzt Dr. Kotnis und der US-amerikanischen
Krankenschwester Jean Ewen sowie Tausenden Gefallenen begraben ist und weiteres sehen, so
kann ich Ihnen spezielle Touren über chinesische Reisebüros mit deutscher oder
englischer Führung vermitteln, Sie haben dabei die einzigartige Gelegenheit, China
abseits von den Touristenzentren kennenzulernen. Machen Sie die Probe aufs Exempel, gehen
Sie in ein China-Restaurant und fragen Sie einen Chinesen
nach Dr. Norman Bethune oder besser nach Bai Jiu'en (Pai Chiu-en), wie sein chinesischer
Name lautete eine positive Antwort und ein Erstaunen sind Ihnen sicher. Haben
Sie Interesse an weiteren Informationen zu Dr. Bethune oder haben Sie Fragen, Sie können
sich jederzeit an mich wenden. http://parkscanada.pch.gc.ca/parks/ontario/bethune_memorial_house/english/historye.htm |