Chinalink.de Volkskünste und Bräuche

Das chinesische Volk liebt den Trubel und das chinesische Neujahr und andere traditionelle Feste sind Zeiten besonderer Freude. Überall wird gesungen und getanzt. Trotz des starken Einflusses westlicher Kultur in der zunehmend kosmopolitischen Republik China auf Taiwan, werden die verschiedenen Bräuche, die die traditionellen Feste begleiten, noch mit Begeisterung wahrgenommen. Viele dieser Volksbräuche, Aufführungen und Wettkämpfe, die das chinesische Neujahr und andere Feste bereichern, wurden von Generation zu Generation weitergereicht. Die wohl bekanntesten sind vielleicht der Drachentanz und der Löwentanz. Selbst die Kleinsten der Kleinen in Taiwan haben eine dieser Vorstellungen auf den Schultern ihrer Väter oder im Fernsehen zuhause gesehen.

Die Chinesen verehren den Drachen; der Drache symbolisiert Macht, Würde und Erfolg. Der Drachentanz war bereits in der Song-Zeit (960-1279 n. Chr.) sehr populär und ist es bis heute geblieben. Die Drachenmaske und der Körper, die für den Tanz benötigt werden, können golden, grün, rot oder bunt sein. Findet der Tanz am Abend statt, wird er von jemandem angeführt, der eine brennende Fackel trägt, um die Prozession zu erleuchten. Der Drachen ist in 9 bis zu 24 Abschnitten eingeteilt, wobei jeder etwa 1,5 - 2 Meter lang ist. Die „Tri-Service Dragon Dance Truppe“ (Armee - Marine - Luftwaffe) der Republik China bildet einen gigantischen Drachen, der etwa 120 Meter mißt und über 90 kg wiegt. Der Körper des Drachen schillert goldfarben und wird von über hundert tatkräftigen und Truppenmitgliedern getragen, die an jedem Nationalfeiertag eine wirklich eindrucksvolle Drachentanzdarbietung zeigen. Die Prozession bewegt sich mit dem Schwung einer Flutwelle und ist das lebendige Abbild eines himmlischen Drachens.

Der Löwentanz hat auch eine lange Geschichte im Volk. Da weniger Teilnehmer erforderlich sind, die Herstellung von Kopf und Körper des Löwen einfacher ist und nur eine kleine Tanzfläche benötigt wird, wird der Löwentanz während des chinesischen Neujahrs und bei anderen Festen überall aufgeführt. Der Löwe wird im allgemeinen von zwei Menschen gelenkt: einer bewegt den Kopf und der andere das Schwanzteil. Manchmal gibt es noch eine dritte Person, die mit einem Blumenball aus Seide, einer Maske des lachenden Buddha oder einem Fächer aus Bananenblättern, den Löwen antreibt und neckt.
Es gibt unzählige andere Arten von festlichen Folkloreveranstaltungen, wie etwa die „Bootsfahrt auf dem Land“, das „Stelzenlaufen“, das „Huckepacktragen“, den „Venusmuscheltanz“ und so weiter. Das Boot für die „Bootsfahrt auf dem Land“ ist im allgemeinen aus geflochtenen Bambuszweigen hergestellt, die mit farbigem Papier oder Tuch bedeckt sind. Es hat keinen Boden, denn es wird von einem Mann, der als junger weiblicher Passagier verkleidet ist, getragen und ein anderer übernimmt den Part des Rudernden. Die Stak- und Ruderbewegungen und das Wechselspiel der beiden Charaktere sorgen für eine komische und unterhaltende Bühnenshow.

Zwei Holzstangen mit Fußleisten werden als Stelzen verwendet, durch die der Läufer um etwa 30 bis 50 cm größer wird. Der Stelzenläufer „tanzt“ zu verschiedenen Melodien und Opernarien. Stelzenlaufen ist nicht nur Volkskunst oder lokales Musiktheater, sondern auch ein großer Spa?im Freien.
Beim „Huckepacktragen“ hat eine junge Frau eine hölzerne Puppe, die einen alten Menschen darstellt, vorne an ihren Körper gebunden, dadurch entsteht der Eindruck, da?sie eine alte Person huckepack trägt. Dieses Porträt von zwei Personen durch eine Person wird als burleske Pantomime dargestellt. Bei dem Venusmuscheltanz verkleidet sich eine junge Frau als Muschel, hergestellt aus Bambusstreifen. In einem Sketch öffnet und schließt der Venusmuschel-Geist seine Schale als Antwort auf einen Fischer, der sein Netz auswirft und wieder einholt, aber nie etwas fängt. Bei einem anderen Sketch versucht eine Schnepfe das schmackhafte Fleisch aus der Venusmuschel herauszupicken, doch ihr Schnabel bleibt in der Muschel stecken. Diese Vorführung entlockt dem Publikum großes Gelächter und tosenden Beifall.

Beliebte chinesische Volksspiele, Tausende von Jahre alt, wie das Diabolospiel, Federballkicken, Seilhüpfen, und Kreiseldrehen begeistern die Jugendlichen sogar heute noch. Das „Diabolo“ ist ein hantelfömiges, hohles Spielzeug, das auf einem Faden bewegt wird, der an zwei Stöcken befestigt ist, die in der Hand gehalten werden. Das Diabolo dreht sich, wenn es von einer Seite auf die andere getrieben wird. Es kann in die Luft geworfen und wieder heruntergeholt werden, ohne das es aufhört sich zu drehen. Wenn das Diabolo schnell genug gedreht wird, erzeugt es ein surrendes Geräusch. Der Anfänger lernt zuerst das Surren während des Drehens zu erzeugen und dann langsam die verschiedensten, ausgefeiltesten Kunstgriffe. Das Diabolo zu bewegen, trainiert die physische und geistige Disziplin, und bringt Ausgeglichenheit. Das Diabolospiel wird von Anfängern und Fortgeschrittenen, sowie von Alten und Jungen gerne gespielt. Durch seine Vielseitigkeit ist es über die Jahrtausende bis heute beliebt geblieben.
Federballkicken ist ein weiteres volkstümliches Spiel, das einzigartig für China ist. Es macht Spa?und ist ein intensives körperliches Training. Man braucht nur eine kleine Fläche, um den Federball zu kicken, deshalb kann es praktisch überall gespielt werden. Es gibt endlos viele Arten des Kickens. Bei einigen wird der Federball zwischen zwei Personen hin- und hergeschlagen. Sehr gute Spieler können einige wirklich beeindruckende Leistungen zeigen. Die Herausforderung, die ein zunehmender Schwierigkeitsgrad des Federballkickens bietet, hat es zu einem beliebten Spiel unter den chinesischen Kindern werden lassen.

Auch Kreiseldrehen gehört unbedngt in die Spielwelt eines chinesischen Kindes. Kreisel können miniaturhaft klein oder riesengro?sein. Sie werden aus Holz, Metall oder Plastik gefertigt. Obwohl das Kreiseldrehen gewöhnlich nur in die Domäne der Kinderspiele gehört, werden Kurse im Kreiseldrehen in der Stadt Daxi, im Landkreis Taoyuan, Taiwan, für Erwachsene abgehalten. Die Kreisel, die in diesen Klassen verwendet werden, sind aus Holz hergestellt und können jeweils bis zu etwa 50 kg wiegen! Wenn einer dieser Kreisel losgeschleudert wird, ist es ein aufregender und gewaltiger Anblick.
Mit Unterstützung der Regierung wurden Spiele, Bühnenshows, und Bräuche wie diese in das zwanzigste Jahrhundert der heutigen Republik China übernommen. Informationen zu ihrer Geschichte, Entwicklung, Materialien, Techniken, und so weiter sind in Kulturzentren, Buchhandlungen, und Kunstgewerbegeschäften auf der Insel als Videos oder Büchern erhältlich.

Schüler der Grundschule werden angeregt, ihre Geschicklichkeit bei der Herstellung von Ausstattungsgegenstände, die bei vielen verschiedenen Volkskünsten benötigt werden, unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers auszuprobieren. Auf diese Weise bleibt dieses alte Kulturgut lebendig und wird auch noch das Leben zukünftiger Generationen des chinesischen Volkes bereichern.

 


Zuletzt geändert am 27.07.01 von Chinalink W. Odendahl